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die Musik von Alec Wilder

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Meine Geschichte mit Alec Wilder

Es war im Jahr 2000, als ich ein Konzert unter dem Titel „Jazz meets Klassik“ veranstaltete. Es war mit meinem Bläserensemble. Wir spielten klassische Musik vom Anfang des 20. Jahrhunderts, inspiriert vom Jazz. Es gab das Sextett von Bohuslav Martinu, die „Dreigroschenmusik“ von Kurt Weill. Einige Kollegen Friedemann Graef, Christof Griese und Nikolaus Schäuble haben zu diesem Anlass einige Stücke für das Holzbläserensemble komponiert oder arrangiert.
Der letzte Auftritt war in Berlin-Kreuzberg. Natürlich sind wir nach dem Konzert in ein Restaurant zum Essen und Trinken gegangen. In einem damals bekannten Song wurde besungen, dass die Nächte in Kreuzberg besonders sind, länger und mehr Bier. Es war ein junger Saxophonist, David Milne, aus den USA dabei und er fragte mich: „Kennst du Alec Wilder?“ „Noch nicht“ antwortete ich, am nächsten Tag ich erinnerte mich und begann mit meiner Recherche.
Ich fand im Internet die Organisation Richmond und den Kontakt zu Judy Bell. Ich suchte nach der Musik und wollte die Oktette spielen und so ging es weiter, bis heute bin ich auf der Entdeckungsreise.
Kommen sie mit…

Quotes by Alec Wilder

People need to listen. They should listen not only to music, but to each other. And people need to read everything they can get their hands on. You’ve got to study life. How can you know anything unless you know how the whale swims, or how the stars work? You can’t get anything for nothing. You can’t make a hobby out of life.“

I’m concerned with the miracle of life in all of its incredible forms. I’ll stop for a spider, a bird, a tree, a flower, a child, a book, a storm, a sound, a scent, a smile. I’ll blow bubbles, watch bobble birds, read a dictionary, listen to a sad take, “There was no ambition to be famous, no desire to have pieces played by famous orchestras, no secret wish for commissions or prizes or for being “taken up” by prominent art lovers. I simply hoped I could learn to do something well.” Alec Wilder

Was macht Alec Wilder besonders ?

Ganz bestimmt, seine Musik ist originell. Wer kann sich dem Charme seiner Oktette
entziehen?  Die Vermischung von klassischer Musik mit Elementen des Jazz
zieht sich konsequent durch seine Werke. Es ist nicht eine billige Effekthascherei, es ist handwerklich sehr gut gemacht. Nicht alle seiner Werke sind leicht zugänglich, sie erschließen sich erst nach und nach. Seine tonale Sprache ist spezifisch. Die Person Alec Wilder muss ebenso ungewöhnlich gewesen sein, eine zurückhaltende Person. Die Aussage es gab keine Ambition berühmt zu werden schafft Sympathie, in einer Zeit, in der man üblicher nach Öffentlichkeit strebt und Erfolge sammelt.

Er komponierte am liebsten für Freunde und schenkte ihnen hinterher die Partituren weswegen es schwer ist einen Überblick über sein Werk zu haben, geschweige denn alles zu rekonstruieren. Er komponierte für namhafte Musiker, Mildred Bailey, Bing Crosby, Benny Goodman, Stan Getz, die Liste ließe sich erheblich verlängern.

In Frank Sinatra fand er einen berühmten Fürsprecher, nicht nur dass er etliche
seiner Songs interpretierte, 1938 entstand eine legendäre Aufnahme einiger
Werke, klassische Stücke und einige seiner Oktette. „Believe or not, Frank
Sinatra can do a lot more things than sing….“  
anounced  by Wilder.

Viele seiner Songs schafften es zum Jazzstandard.

Nach Kurt Weills Tod übernahm er die Zusammenarbeit mit Arnold Sundgaard, für sogenannte „School operas“.

In dieser Zeit begann er Musik für Kinder zu komponieren. Es entstand zusammen mit dem Zeichner Maurice Sendrak ein Buch  „Lullabies and Night Songs“ ,
die Musik zu Alice im Wonderland und eine wiederum legendäre Aufnahme des Werks
„A Child´s introduction to he orchestra“ unter der Leitung von dem Bandleader
und Oboisten Mitch Miller, einem sehr vertrauten Freund Wilders.

Die 60er waren turbulente Jahre in Amerika, Alec fühlt sich nicht wohl mit dem Leben im
zwanzigsten Jahrhundert und die 60er stören ihn, zumal die Aufregungen des
Vietnam-Krieges. Er entwickelt ein Stück „Children´s  plea for peace“
(1968), basierend auf Kompositionen von Schulkindern, ein bewegendes Stück in
seiner Einfachheit.
Dieses Werk ist vielleicht eine seiner am meisten berührenden Ideen.

Alec Wilder

1907 – 1980

Wilder studierte an der Eastman School of Music in Rochester, deren damaliger Direktor Howard Hanson war. Er belegte die Fächer Komposition bei Edward Roxce, Kontrapunkt bei Herbert Inch.

Zu Studienzeiten war er in einen Protest gegen die rigiden pädagogischen Verfahrensweisen verwickelt, der symptomatisch für einen Konflikt zwischen ihm und dem Direktor Howard Hanson, (Komponist und Dirigent), beide konnten unterschiedlicher nicht sein, ihre Person so wie in ihrer Sichtweise der Musik gegenüber. Trotzdem war dies eine Zeit für Experimente, eine Zeit des Lernens. „Ich schreibe noch Popsongs und kämpfe mit der Texten,….. Mein Vorbild einer Popsängerin war Ethel Watrers, so schrieb ich alles in ihrem Sinne. Auch habe ich einen Typ gehört, er singt bei den Delta Rhythm Boys, die männlichen Songs schreibe ich für ihn, sein Name ist Bing Crosby.

In dieser Zeit gab es einige Fehlstarts bei dem Versuch in das Geschäft eines Songschreibers
einzusteigen, trotzdem gab es einige Erfolge z.B. mit dem Song „All the King´s horses “ in einer Broadway Revue „Three´s a crowd “.

Nach Rochester startete Wilder seine Karriere in New York, dort fand er in James Sibley Watson eine Art von „Beichtvater“, aufgrund seiner Kindheit erstaunt es nicht, daß Alec sich Freunde suchte , die ihm die Unterstützung wie eine Familie gaben, zu diesen langjährigen Freunden gehört neben Watson, Charles Dunn, ein älterer Freund, der ihn wahrscheinlich der europäischen klassischen Musik näher brachte, der Photograph Louis Ouzer,
und aus Eastman School Zeiten, der Oboist Mitchel Miller, dessen spätere Frau Frances Alexander eine Pianistin, der Klarinettist Jimmy Carrol, der Hornist John Barrows und der Tenor Frank Baker.

In einer Zeit wo am Broadway die Namen George Gershwin, Jerome Kern, Richard Rodgers, Cole Porter, Irving Berlin strahlten, war es schwer für eine neue Stimme gehört zu werden. So begann seine Karriere zunächst als Arrangeur, für die Ford Motor Show Freitags Night auf CBS. Er arrangierte eine Reihe von leichten Klassischen Stücken, für ein 16 Mann starkes Orchester, in dem auch Mitch Miller Oboe und Englisch Horn spielte. Mitch Miller war es, der Wilder fragte, als er eine Reihe von barocken  Konzerten zu spielen hatte,  „Warum benutzt du nicht diese Instrumente mit einem Cembalo und machst eine „Art Jazzkammermusik“. Das war’s, die Idee zu den Wilder Oktette war geboren. Diese Stücke wurden legendär, und machten seinen rätselhaften Ruf aus, der ihn durch seine Karriere verfolgen sollte. Diese Oktette liegen irgendwo zwischen populären Jazzidioms und dem Reich von formale Konzertmusik. Er gab ihnen wunderliche Name, wie „the neurotic Goldfisch, the amourous Poltergeist, Jack, this is my husband„….  Sie sind auf jeden Fall, gewagt und wirklich original auch originell. Diese Oktette wurden 1939 aufgenommen, Mitch Miller bezeichnete sie als den „Ursprung aller Jazz – Kammermusik“.

Wilder lernt den aus Kalifornien eingetroffenen Lyriker William Engvick kennen, sie werden ein Gespann für die Songs bilden. Die ersten „Hits“ erscheinen „It´s so peaceful in the country “, „while we´re young“. Alec Wilder arrangiert vor allem für Benny Goodman.

Wilder trifft Frank Sinatra, für den er einige Arrangements geschrieben hatte und der bereits sehr populär war, Sinatra hörte einige der bis dahin unveröffentlichten klassischen Werke Wilder´s.  Sinatra ist sehr angetan, in der Folge entsteht die Platte “Frank Sinatra conducts Alec Wilder“, bestehend aus dem Air für Flöte, Oboe, Fagott, Englisch Horn, Slow Dance, Theme and Variationen, und einigen der Oktette.

Diese Aufnahme stellt einen Wendepunkt dar, Wilder widmet sich fortan mehr den klassischen
Kompositionen, schreibt aber auch weiterhin populäre Musik, aber er erschließt
das Feld der Orchestermusik, Kammermusik, Filmmusik, etc.

1947 wird sein „Piece für Orchestra“ von Erich Leinsdorf uraufgeführt, aber dennoch interessiert sich Wilder mehr für die kleinen Besetzungen.

1948 trifft Wilder den Dramatiker und Lyriker Arnold Sundgaard, der durch seine Zusammenarbeit mit Kurt Weill bekannt geworden war. Sundgaard hat die Idee zu einem Libretto „The wind blows free“, und es war der Tänzer Gene Kelly, der Alec Wilder als möglichen Komponisten vorschlug.

Nach Weills Tod stand Sundgaard mit einem Vertrag mit Herausgeber Schirmer allein da für „School Operas“.  Alec Wilder konnte glücklicherweise diese Aufgabe übernehmen. Zur selben Zeit beginnt er Musik für Kinder zu schreiben. Ende der 40er trifft Wilder in New York seinen Freund den Hornisten John Barrows, der ihn dem Komponisten Gunter Schuller vorstellt, der selber Horn spielt, es entsteht in die Jazzsuite für 4 Hörner + Rhythmussection.

Es gibt einen einzigen Ausflug nach Hollywood, wo er mit Engvick an der Partitur zu einem Musical arbeitet, es kommt zu keiner Aufführung. Zuhause in New York arbeitet er an einer Oper „Ellen“, weiterhin läuft die Zusammenarbeit mit Sundgaard.

Er schreibt viele Kammermusik Sonaten für nahezu alle Instrumente, Flöte, Saxophon, Tuba, Fagott, und für seinen Freund Barrows Hornsonaten, über ihn lernt er das New York Woodwind Quintett kennen, für das einige Stücke entstehen. Gunther Schuller beginnt die Werke Wilders zu katalogisieren, zusammen Clark Galehouse, und Howard Richmond die TRO The Richmond Organization, werden über den Verlag  Margun Music  die Werke herausgegeben und veröffentlicht. Wilder verfasst in der Phase einer zunehmenden Bewunderung und Anerkennung selber Bücher, darunter „The American popular Song “. Zuletzt schreibt Wilder einige Konzerte mit Orchester und Blasorchester viele sind für bekannte
Jazzmusiker geschrieben, z.B. Stan Getz, Gerry Mulligan, Clarke Terry, Roland Hanna.

Eines seiner letzten Werke ist, ganz untypisch, eine Kirchenkantate.

Alec Wilder stirbt 1980 an Heiligabend in Florida.

 

Links:

www.alecwildermusicandlife.com

https://www.facebook.com/groups/183634511740197  friends of Alec Wilder

https://www.robertlevymusic.com/     ein großartiger Unterstützer der Musik Wilders